Musikermagazin – Pirmasens (RLP) – Kreativität lässt sich nicht stoppen – auch nicht in Zeiten der Corona-Pandemie. Damit die Verbindung zwischen Künstlern und Publikum nicht abreißt, startet die Siebenhügelstadt einen eigenen YouTube-Kanal „Pirmasens LIVE“.
Getreu dem Motto „Mach Dein Wohnzimmer zur Festhalle“ sind bis Ende März Lesungen, Konzerte und Kabarett-Abende geplant. Die Veranstaltungen werden live übertragen; bis zu fünf Kameras sorgen dabei für den perfekten Blick aufs Geschehen.
„Vorhang auf“ für ein Konzert der Extraklasse heißt es am Freitag, 26. März 2021, wenn sich drei international gefeierte Künstler ein Stelldichein geben. Weltklasse-Klarinettistin Sharon Kam, der aus Pirmasens stammende Echo-Klassik-Preisträger Julian Steckel und der hochdekorierte Klavier-Virtuose Paul Rivinius bürgen für hochkarätige Unterhaltung.
Das anspruchsvolle wie kurzweilige Programm des Trios verspricht kammermusikalische Perlen. Zum Auftakt erklingt Ludwig van Beethovens berühmtes Werk „Gassenhauer-Trio“. Nur ein einziges Mal kam der Komponist darauf, ein Stück original für Klarinette, Cello und Klavier zu komponieren. Das ist überraschend, denn anders als etwa das Streichquartett oder selbst das Klaviertrio hatte diese Kombination eines Blas-, Streich- und Tasteninstruments zu seiner Zeit noch überhaupt keine Vorgeschichte. Musik, die brillant und gleichzeitig kunstvoll klang, komplex und doch eingängig, verspielt und dann wieder anrührend.
Weiter geht es mit „3 kleine Stücke“ des Komponisten Anton Webern für Cello und Piano. 1914 entstanden, stehen sie in der Fachwelt für „lakonische Kürze, melodische Enthaltsamkeit und extreme Verdichtung“.
Beim dem nächsten Stück „Nino Rota Trio“ ist der Name Programm: Allein die Aufzählung seiner bekanntesten Filmmusiken genügt, um zu zeigen, dass Nino Rota zu den wichtigsten mediterranen Komponisten unserer Zeit gehört. Er schrieb die Musik zu Fellinis „La dolce Vita“, Coppolas „Der Pate“, zu „8 ½“ und „Der Leopard“. Seine Karriere begann der Mailänder Rota als Wunderkind und Meisterschüler von Casella in Rom, als welcher er seine künstlerischen Ziele auch in klassischen Gattungen verwirklichte.
Von Italien geht es nach Österreich: Alban Berg war 28 Jahre alt, als er sein Opus 5, die vier Stücke für Klarinette und Klavier, noch vor Kriegsbeginn 1913 in Wien komponierte. Der Musikphilosoph Theodor W. Adorno beschrieb das Werk so: „Die aus der Zeit herausgestaute harmonische Energie der Stücke hat ihre Dämme zerschlagen samt der Form: traurig sinnt eine beseelte Stimme ihr nach.“
Den Abschluss des Kammermusikabends – er findet in Kooperation mit der Mozartgesellschaft statt – erklingt Johannes Brahms „Klarinettentrio Op 114 in a-moll“. In seinem Stück hängt alles mit allem zusammen: Die ungarisch angehauchte Melodie im vierten Satz ist aus dem Thema des ersten Satzes entwickelt, jener schlichten Dreiklangsmelodik, mit der das Cello beginnt – und aus diesem Thema lassen sich auch viele andere Motive ableiten. „Entwickelnde Variation“ nennen Analytiker diese Brahms-Technik – aus einem Thema und seiner Begleitung, Schritt für Schritt das ganze Gewebe eines Stückes zu entwickeln. Noch Arnold Schönberg hat später daraus für seine Zwölftontechnik gelernt.
Auf einen Blick: „Trio – ein Konzert der Extraklasse“ versprechen Sahron Kam (Klarinette), Paul Rivinius (Klavier) und Julian Steckel (Cello) bei ihrem Auftritt am Freitag, 26. März 2021, der live aus der Festhalle übertragen wird. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der virtuelle Besuch in der Pirmasenser Festhalle via www.pirmasens.de/live ist kostenfrei. Spenden zur Unterstützung der Kultur werden gerne entgegengenommen. Bankverbindung: Stadtverwaltung Pirmasens, DE80 5425 0010 0000 0000 59, Verwendungszeck: Kultur.
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Stadt Pirmasens